Reise nach Nordnorwegen 2024
Winterträume und Herbstzauber in Lauklines Kystferie
Ich dachte, ich würde immer an verschiedenen Orten Urlaub machen und selten ein zweites Mal an denselben Ort reisen. Dann entdeckten mein Mann, meine Schwiegermutter und ich Lauklines Kystferie. Seit 2013 verbrachten wir schon sieben Mal unsere Winterferien an diesem wunderbaren Ort. Ich kann die Sehnsucht nach Nordnorwegen nicht so richtig in Worte fassen; wenn wir im Kattfjord anokmmen, welches nach Lauklines führt, fühlt es sich an wie „nach Hause kommen“. Die Ruhe und die Gemütlichkeit, die Lauklines ausstrahlt, lässt einen von der ersten Minute an entspannen.
Obwohl? Erhole ich mich wirklich? Bei freiem Himmel schlafe ich selten mehr als fünf Stunden die Nacht. Der Nachthimmel in Lauklines verzaubert mich jedes Mal aufs Neue und hält mich wach, während die Farben des Nordlichts wie ein Tanz auf mich herabfallen.
Hanna und Andreas Nilsen, die Gastgeber, machen jeden Aufenthalt besonders. Wir trinken zusammen Kaffee und plaudern im gemütlichen Aufenthaltsraum. Zur Geburt unseres dritten Kindes überraschten sie uns sogar mit selbstgestrickten Mützen und Stirnbändern. In den letzten Jahren riet uns Andreas immer wieder, doch einmal im Herbst zu kommen. Wir konnten uns Lauklines ohne Schnee nicht so richtig vorstellen, denn für uns gehörte Iglu- und Schneemannbauen (mit den Muscheln aus dem Meer als Augen) sowie die Hänge von Lauklines herunterschlitteln zum Winterferienprogramm.
Doch dieses Jahr nahmen wir uns Andreas’ Rat zu Herzen und buchten eine Reise im Oktober. Mein Mann war bis zum Abflug unsicher, ob die Entscheidung richtig war, und er wünschte sich, dass es doch ein wenig Schnee geben würde. Als dann das Flugzeug beim Anflug über die Hügel flog, jubelten wir: Auf den Bergen lag Schnee. Was uns aber noch mehr verzauberte, waren die goldenen Herbstbäume. In Nordnorwegen dauert – so hat man uns zumindest erklärt – der „Indian Summer“ nur ein bis zwei Wochen. Welch eine Freude, dass wir gerade zur richtigen Zeit gekommen waren.
Für mich waren dieses Jahr die Nordlichter das Highlight. Noch nie hatte ich sie in solch schönen Pink- und Violetttönen gesehen. Selbst als schon alle schliefen, wartete ich bei einer guten Prognose in der warmen Stube auf den Höhepunkt, der gegen zwei Uhr morgens vorausgesagt worden war. Natürlich zogen um ein Uhr Wolken auf. Ich gab aber nicht auf, denn die Nordlichtaktivität war noch niedrig. Erst als ich gegen halb drei Uhr auf die Veranda des gemütlichen Lauklines-Häuschens trat, sah ich vereinzelte Sterne. Am Horizont schimmerten die Lichter knallrot durch die immer noch dichte Wolkenschicht. Ich schnappte meine Kamera und stellte mich in den Schatten des Bootshauses, wo ich gute Sicht in die Richtung hatte, aus der die Lichter kamen. Schon explodierte das Nordlicht über mir. Noch war dieser erste Ausbruch hinter einem dünnen Wolkenschleier, und trotzdem schien es, als tanzten riesengrosse Diamanten über mir. Die Wolken schoben sich weg. Und was sich mir ein paar Minuten später bot, werde ich niemals vergessen: ein Vulkan aus Drachen, Wölfen und Blumen, der sich wie ein Kaleidoskop über mir bewegte.
Am nächsten Abend sahen wir einen ähnlich starken Nordlichterregen bereits um 19 Uhr. Die ganze Familie genoss das Spektakel auf der Veranda. So kam auch unser 3-jähriger in den Genuss von Nordlichtern, die bis nach Mitteleuropa zu sehen waren.
Die Nordlichter waren die Krönung eines Tages, der das Highlight meines Mannes und des Rests der Familie gewesen war. Fangen wir vorne an: Da an diesem Tag Schönwetter prognostiziert war, buchten wir eine Wildlife Fjordcruise mit Explore the Arctic. Weil wir leidenschaftlich gerne fotografieren, entschieden wir uns für den Nachmittag, um gute Licht-verhältnisse zu haben. Jakob, der uns auf diesen Ausflug begleitete, war der perfekte Begleiter. Er ist nicht nur sehr erfahren mit Kindern – so half er unserem dreijährigen Jungen in den Schneeanzug – sondern hat auch ein Auge für die Umgebung.
Lauklines Kystferie ist perfekt ausgerüstet und deswegen haben wir uns um 13 Uhr trotz Sonnenschein in dicke Anzüge, Mützen und Handschuhe geworfen, denn wir wussten, auf See weht ein anderer Wind. Bereits nach zehn Minuten auf dem Schiff sahen wir die ersten Weissschwanz-Seeadler. Jakob hatte einen Eimer mit Fischen, um die majestätischen Vögel in unsere Nähe zu locken. Vor den goldenen Herbstbäumen segelte der Himmelsriese in Richtung Meer.
Obwohl in Lauklines die Sonne geschienen hatte, erwartete uns auf dem Meer bald ein Regenbogen und folglich leichter Regen. Aber Jakob sah auf dem Schiffswetterradar, wo bald die Sonne wieder scheinen würde. Wir düsten um steile Klippen und schneebedeckte Inseln. Die Bilder, die die Wolken, Regenschauer und deren Tanz mit den Sonnenstrahlen boten, liessen uns angesichts solcher Schönheit der Natur erschaudern. Im perfekten Abendsonnenlicht manövrierte Jakob das Schiff so, dass wir den Seeadler nun perfekt vor die Linse bekamen.
Nun gingen ihm die Fischköder aus. Er holte die Angel, und wir staunten, wie schnell die Fische anbissen. Fasziniert schauten unsere Mädchen zu. Nun fragte er sie, ob sie ihr Glück versuchen wollten. Unsere mittlere Tochter holte zusammen mit Jakobs Hilfe einen Dorsch aus dem Wasser. Jakob wollte wissen, was wir damit machen wollten. Auf unsere Antwort hin holte er sein Fischmesser und filetierte uns den Fisch gleich auf dem Schiff. So würde es zum Abendessen frisch gefangenen Dorsch geben. Jakob liess uns den Sonnenuntergang genissen und beim letzten Licht des Tages versuchten wir nochmals, die Seeadler anzulocken, bevor er uns zurückfuhr.
Unsere Reise nach Lauklines im goldenen Herbst hat uns einmal mehr gezeigt, warum dieser Ort so besonders ist. Die Schönheit der Natur, die herzliche Gastfreundschaft und die Magie der Nordlichter – all das macht Lauklines zu einem Ort, an den wir immer wieder zurückkehren möchten.